Pakistanische Grenze.
Lange hat die Ausreise aus dem Iran gedauert, aber jetzt stehen wir am Pakistanischen Grenzposten. Irgendwie scheint alles vertraut.
Wir werden gleich von einem Grenzposten gebeten mit in ein Gebäude zu kommen. Ja, ich erinnere mich wieder. Hier drin saßen wir schon vor acht Jahren. Der zuständige Zollbeamte notierte alle Daten unserer Pässe. Danach mussten wir in das darauf folgende Gebäude. Auch hier keine Veränderung, alles ist beim alten geblieben, die selbigen 2 Bilder an der Wand, Tische und Stühle aus der Zeit als mein Opa noch lebte und es freute mich. Selbst die Grenzbeamten hatten daran Freude, dass wir das alles noch wussten. Schnell war der Papierkram erledigt und wir durften des Weges ziehen. Aber nur ums Gebäude. Sie erlaubten uns den Nachmittag sowie die kommende Nacht hier zu verbringen.
Ein laut krähender Hahn weckte uns. Sonnenschein. Vor uns eine super zweispurige Strasse. Nichts ist mehr zu sehen von der uns bekannten alten kriminellen Strasse, die nur so breit wie ein Fahrzeug war, auf der die Schmuggler damals mit Vollgas daherkamen. Also Vollgas, Quetta ist 600 km entfernt und das schaffen wir diesmal leicht.
Das erste Dorf, ja eindeutig. Das ist Pakistan. So einen Dreck wie hier muss man erst mal gesehen haben.
Da ist die Hauptstrasse, links und rechts daneben ein Wassergraben, dahinter stehen dann die Häuser. Vor und zwischen den Häusern wird gearbeitet. Autos werden repariert, Brot wird gebacken, Obstverkäufer sind dabei und alles andere was man sich so vorstellen kann. Dazwischen rennen Esel, Hühner und Ziegen rum, die in dem Dreck alles zum Fressen finden was sie brauchen.
Tja, nur das macht noch nicht den Gestank aus, der uns so liebevoll umgarnt. Da sind mal die Esel, die Hühner und die Ziegen, die kacken auf den Boden. Klar. Aber die Leute, tja, was meint ihr warum der Graben da ist.
Egal, uns stört es nicht. Die Leute sind freundlich, rufen immer „he mister, how are you“ und winken ganz aufgeregt dabei. Bleibt man stehen kommen sie sofort mir der Frage ob man einen Tschei (Tee) trinken will oder etwas essen will.
Aber es geht nicht, wir möchten heute Quetta erreichen. Nachdem Fladenbrot und Eier eingekauft waren fuhren wir weiter. Toll diese Strasse vorher, nur jetzt ist es vorbei mit gemütlich reisen. Schlaglochpiste ist angesagt und schmal wird sie auch wieder.
Die Strasse ist so breit, das nur ein Auto darauf Platz hat. Wenn sich zwei begegnen, muss einer auf das Kiesbett daneben ausweichen. Und das nervt ganz gewaltig. Also, der erste kommt. Mit Vollgas brettert er auf uns zu. Er blendet mir auf, so quasi verschwinde von der Strasse. Er zieht das Fahrzeug provokant auf meine Seite um mir Angst einzuflössen und zu zeigen, dass er keinesfalls von der geteerten Strasse runtergeht. – Aber mit einem hat er nicht gerechnet. Ich bleibe stehen, mitten auf der geteerten Strasse. - Lachend sitze ich hinter meinem Lenkrad und winke ihm zu.
Ui, das scheppert aber ganz gewaltig wenn ein Auto mit 100 Sachen in das Kiesbett ausweichen muss.
Lustig haben`s wir beide, müssen immer wieder über die verdatterten Gesichter der Kamikazefahrer lachen und fahren oft lachend weiter. Ja bis, „ Red Bull verleiht Flügel“, wir so einen verflixten Speedbracker übersehen haben. 40 cm hoch und 1 m breit war dieser Buckel, genug um einen 5 Tonnen schweren Iveco samt Passagieren und Hund fliegen zu lassen. - Die Landung muss ich noch üben.
Irgendwie
Bei unseren Vorträgen wurden wir immer wieder gefragt, wie wir uns mit den Leuten in den vielen unterschiedlichen Ländern unterhalten. „Na ja, in Englisch, mit Händen und Füssen. Wenn man etwas bestimmtes braucht, zeigt man es den Leuten“.
Irgendwie geht’s immer, irgendwie bekommt man alles.
Es ist eigentlich kein Problem, wenn es um die alltäglichen Dinge des Lebens geht. Ein Kugellager kennt jeder und irgendwo hat man ebendieses Lager herumliegen. Nur wenn man eben nichts zu zeigen hat, etwas selber basteln muss oder es genau diesen Teil nicht gibt, fangen echte Probleme an.
Tja, und über das „Irgendwie“ schreib ich mal kurz. Es hilft mir auch dabei, meinem Ärger Luft zu machen.
Im letzten Schreiben hab ich euch doch mitgeteilt, das ich derzeit den Innenausbau neu mache.
Fangen wir vorne an. Probleme hatte ich vom Anfang an mit dem Strom. Unser verbautes Solarmodul und der Solarregler waren eine Katastrophe. Mehr wie 3 Ampere brachte es nie. Also auf den Müll damit.
Hier in Pokara angekommen, besorgte ich mir eine komplett neue Solaranlage. Drei Paneele zu je 120 Watt Leistung, sechs Batterien je 115 A, einen Top Solarregler und dementsprechende Stromkabel. Alles einfach zu besorgen. Man geht in die entsprechenden Geschäfte, zeigt darauf und bekommt alle Infos, die man braucht.
Als nächstes waren Lüftungsschlitze hinter dem Kühlschrank angesagt, damit die warme Luft nach außen strömen kann. Bei uns kein Thema. Ein Loch in die Außenwand des Fahrzeugs, Regenschutz drauf und fertig. Nicht aber hier. "Regenschutz? Warum? Im Auto? " – Fragen, die einen in den Wahnsinn treiben können. Also nachdenken wie man das anders lösen kann.
Ich kaufe von einem Lautsprecher die Abdeckung, klebe diese auf die Außenseite des Autos und bohre anhand des vorgegebenen Musters ca. 700 kleine Löcher in die Kabinenwand. So sieht es auch noch echt toll und teuer aus. Anschließend schneide ich von innen die Wandverkleidung auf, bau zusätzlich einen weiteren Lüfter ein und dichte dann alles sauber ab. Wasser und Ungeziefer kommt da nicht mehr rein.
Dann der Innenausbau. Bis auf den Korpus des Herdes und der Abwasch warf ich alles auf den Müll. Also musste ich hier in Nepal erst mal Holz besorgen. Bestellt über eine lokale Tischlerei in Taiwan, gleiche Qualität wie bei uns, aber doppelt so teuer.
Zuschneiden lassen. Ein Thema für sich. Es wird prinzipiell um 0,5 mm länger geschnitten, damit es dann nachgehobelt werden kann. Aus fast gerade wird leicht krumm. Egal, ich muss es eh selber alles einpassen und Stichsägen kann man hier auch kaufen.
Nachdem ich meine Arbeit erledigt hatte, brachte ich die vorbereiteten Sachen wieder in die Tischlerei. – die beste hier in Pokara. Staunende Gesichter schauen in das Auto. - Ja, jetzt ist es ihnen klar was ich gemeint habe und wie es gemacht werden sollte. - Aber das da, das hätten sie anders gemacht. Und das da auch.
Ja, ja, ja und nochmals ja. Ich gebe ihnen Recht. - Ich hab einfach keinen Bock dazu, ihnen zu erklären, wieso und warum es so sein muss. Sie begreifen es ja doch nicht.
Also gut, sie sollen es nur fertig machen und mein Auftrag an sie lautete: Sägestöße mit Holzkitt füllen, abschleifen, das selbige bei den Bohrlöchern und anschließend 3x malen. – Klingt doch einfach, oder?
Drei Tage später konnte ich den Holzverbau abholen. --- und wieder einmal, „Roland, nicht ärgern, mach es einfach selber.“
Gekittet wurde nichts. Ausgeschnittene Ecken und Ausnehmungen wurden eigenständig nachgehobelt, dass das von mir angepasste Maß der vorgegebenen Boxen und anderen Sachen nicht mehr passte und alle Pinselstriche waren kreuz und quer.
Der Tisch ist mein nächstes Problem. Mindestens 40 cm höhenverstellbar, klappbar und zur Seite schieben sollte man ihn auch können. Stabil sollte er allemal sein und beim Fahren keine Klappergeräusche machen. Nur wie und wo alles das Organisieren? Also erst mal das Tischgestell. Aluminium gibt es nicht, Stahl rostet, Verzinken können sie hier in Nepal nicht und malen - die Farbe wäre gleich abgeschabt.
Erst mal eine Firma oder Person suchen, die einigermaßen gut mit einem Drehbank umgehen kann. Klingt komisch, ist aber so. Jeder hier kann drehen und fräsen, die Frage ist nur wie es dann zueinander passt.
Also, so wenig wie möglich erklären und aufs einfachste beschreiben! – „Bitte dieses Rohr abdrehen, das es in dieses reingeht. Aber es darf kein Spiel haben, ich muss eine Wasserleitung erneuern“!
– und dann heißt es warten. Eine Woche. Und zufrieden sein, wenn das Spiel nur einen Millimeter groß ist.
Aber Egal, die Tischfüße habe ich. Jetzt nur eine Verbindung dazwischen, damit es stabil wird. Noch mal drei Tage warten. Und nicht aufregen wegen der Schweißnähte, die kann ich selber nacharbeiten und mit Polyesterkitt sauber verarbeiten.
Nur wo kriege ich den wieder her. Und genau das ist der springende Punkt, wo ich heute ausgerastet bin.
10.00 Uhr am Vormittag. Ich fahre in die Stadt. Einige Geschäfte haben schon offen, andere, nein die meisten anderen öffnen jetzt erst. Dafür haben sie halt am Abend länger offen. Ich gehe in ein Farbengeschäft und frage nach Polyesterkitt. Ich werde ganz verschlafen angeschaut. Dann werde ich auf englisch gefragt wie es mir geht und woher ich komme. – Machen sie immer so, das wird man gewohnt. – Ah ja, und wie ich heiße.
Nach Beantwortung dieser Fragen meinerseits rede ich ihn wieder auf Polyesterkitt an! Er schaut ganz verdattert. Ich frage ihn, was man hier verwendet, wenn ein Auto einen Blechschaden hat.
"Wo ist das Auto? " - war seine Frage.
Ein zweiter Verkäufer kommt dazu. – „How are you? Where are you from? Name Please? Problems Sir?”
Ich erkläre ein zweites mal, - man gewöhnt sich daran!
Jetzt schauen zwei Verkäufer ganz verdattert drein und "fragen wieder" nach dem Auto und wo es steht.
Warum Sie das Auto sehen möchten frage ich nach.
"Ja damit sie wissen welche Farbe ich brauche! " - Danke! Und Namaste! Ich gehe. Ein anderes Geschäft aufsuchen. Da kenne ich einen, der ist echt gut. Also in den anderen Stadtteil.
„Hello, how are you“ werde ich begrüßt. Wir kennen uns ja schon. Das übliche 15 min. bla bla entfällt. Und er kann mir weiterhelfen. Ich solle in den anderen Stadtteil fahren und in einem Farbengeschäft nachfragen. Auch schreibt er mir noch in Nepalesisch den Namen des Materials auf, das ich suche.
Also wieder rüber in den anderen Stadtteil.
Das 2 te Geschäft ………. Bla, bla, bla.
Das 3 te …. bis ich herausfinde, dass das Nepalesische Wort Grundfarbe bedeutet.
----- ICH KOCHE !!! ----- Aber es ist meine Schuld. Ich sollte bei Gott wissen, dass alles 3fach kontrolliert werden muss, bis es stimmt.
Also wieder von vorne.
In Farbengeschäften gibt es das nicht, das steht fest. In einem Hardware Geschäft solle ich schauen. Und da kenne ich auch schon viele gut. Dort angekommen, drückt man mir WOOD FINISCHER in die Hand, SILIKON krieg ich auch angeboten und einen HAMMER hab ich auch.
Verflixt und zugenäht. Es ist heiß und ich koche vor Wut. Ich brauche eine andere Lösung. Ich kann nicht mehr richtig denken. Ja, das ist die Lösung. Ich hole eine geschweißte Blechplatte. Die kann ich ihnen zeigen, damit sie verstehen, was ich brauche.
Also noch mal von vorne. In ein Hardware Geschäft. – "bla,bla, bla, sorry, aber schweissen können wir nicht! "
ES IST ZUM AUS DER HAUT ZU FAHREN !!!!!!!!!!!!
Autospenglerei, ja, das ist es. Dort hin gehe ich jetzt. Und es ist erst kurz vor sechs am Abend, Hunger hab ich auch und Andrea ???
"Hello Sir, how are you? whats your name? …..Bla, bla, bla. …."
Sorry Sir …….. "Heute ist STREIK und da wird nicht gearbeitet!!!"
Ein Unfall in Indien.
Zuhause hat ja jeder eine Waschmaschine. Nur auf Reisen - da muss man etwas improvisieren.
Eigentlich sehr einfach.
Man nehme wie in diesem Falle ein großes Plastikbehältniss, bindet es ans Auto, füllt Wasser und Waschmittel rein, sitz ins Auto und legt den 1 Gang rein, fährt los, schaltet in den 2ten, 3te, 4te und 5te Gang. Je nach Zustand der Straße rüttelt und schüttelt es die Wäsche ganz kräftig durch. Und das ist sie. Unser SAGAR – Waschhalbautomat mit
- 5 Vor & 1 Retourgang
- Gelände- Schlecht- und Autobahntauglich
- Warm- oder Kaltwasser (je nach Wetter)
- Indischer TÜV
- garantiert Servicefreundlich
Meingott, jeden Tag sind 10 bis 15 Windeln und anderes zu waschen. Meine Hände sind schon ganz aufgeweicht.
So kann es einfach nicht weitergehen.
Und da stand sie, am Strassenrand von Pokhara nach Katmandu. Unsere neue Waschmaschine. Marke: „ Sagar“. Made in India. Obwohl wir Indische Produkte nicht besonders mögen, wechselte das gute Stück von der Strasse in unser Auto. Was hatten Andrea und ich für eine Freude. 10 Windeln passten locker rein und sie hatte 6 Programme. 5 Vorwärts- und 1 Rückwärtsgang. Jetzt musste ich mir nur noch einen guten Platz für unser Goldstück aussuchen. In Auto war kein Platz, da stolperten wir immer wieder darüber. Also nach draußen.
Ich bastelte mir eine Halterung an der Seite des Fahrzeuges und siehe da, es funktionierte toll. Die ersten Tage lief sie immer nur im Schongang aber mit der Zeit ging’s dann so richtig flott. Von dem Schnellprogramm waren wir aber enttäuscht, die Windeln aber auch T-Shirts und anderes wurden nicht mehr so sauber. Also wechselten wir immer wieder mal zurück in die ersten 2 Gänge. (sehr schlechter Strassenzustand)
Wir kamen nach Madras, einer Stadt im Südosten Indiens. Von hier aus wollten wir unser Auto verschiffen. Um das zu organisieren, brauchten wir einen Agenten. Und dessen Büro war mitten in der Stadt. Da, wo die kleinen Gassen sind und man mit dem Fahrzeug nur schwer durchkommt. Alles voll mit kleinen Ständen, ein Gewimmel von Rikschafahren, Fußgängern, Hunden und Katzen und wir mitten drin mit unserem Auto. Und da passierte es! Ein Unfall!
Ein Indischer Mopedfahrer, ungehalten und immer am Hupen zwängte sich durch die riesigen Menschenmassen. Immer wider sah man ihn schimpfen und mit den Händen fuchteln. Und er kam uns immer näher. - „Hupend“ und damit meint er nur „Weg da, ich komme, macht Platz“!
Aber da war kein Platz mehr.
Nur er wollte weiter, koste es was es wolle. Stur und unaufhaltsam fuhr er voran. Vorbei an unserem Auto. Bis zu unserer Waschmaschine. Und die war da. Unausweichlich. Nicht verschiebbar. Fix an ihrem Platz.
Es krachte, es schepperte, es spritzte. Der Motorradfahrer verlor das Gleichgewicht und er fiel zu Boden. Mit ihm das Motorrad und? -Ja, unser Goldstück, unsere neue Waschmaschine Marke „Sagar“.
Es stank ekelerregend! --- Die Waschbrühe! --- Die verkackten Windeln! --- Alles über und auf dem Mopedfahrer. --- Und der wusste nicht was war. --- Nur dass er stank. --- Nach unseres Sohnes Kacke !!!